Wohnungslosenhilfe

zu queerfeindlicher Gewalt in AnKER-Zentren

Hier der Offene Brief vom 20. Februar 2023 im Wortlaut:

Offener Brief

Queerfeindliche Gewalt in den AnkER-Zentren stoppen! Schutz für queere Geflüchtete jetzt!

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder, 
Sehr geehrter Herr Innenminister Herrmann, 
Sehr geehrte Landesregierung,

Wir – der Imedana e.V. (bisher Träger des Projekts Rosa Asyl) und das queere Zentrum Fliederlich e.V. – sind seit Jahren in der Arbeit für und mit queeren Geflüchteten in Bayern aktiv. In dieser Zeit waren wir immer wieder mit queer-feindlicher Gewalt in den großen Aufnahmeeinrichtungen konfrontiert. Meist waren wir in der Lage, die akuten Probleme in Zusammenarbeit mit Sozialdiensten, Gewaltschutzkoordinator*innen, usw. zu lösen.

In den letzten Monaten hat allerdings sowohl die Intensität als auch die Häufigkeit dieser Übergriffe dramatisch zugenommen. Insbesondere Trans-Personen sind hierbei besonders gefährdet.

Jeden Tag erreichen uns Berichte von Übergriffen, Gewalt und sexueller Belästigung.
In der Außenstelle Beuthener Straße in Nürnberg gab es bis vor kurzem einen eigenen Trakt für LGBTIQ*- Geflüchtete. Dies führte zu einem deutlich verbesserten Sicherheitsempfinden der Geflüchteten. Seit die Camps wieder bis zum Anschlag gefüllt werden, ist bzw. war dieses Stockwerk in der bisherigen Form nicht mehr vorhanden.

Die Folge ist eine Eskalation der Gewalt. Beinahe alle unsere Klient*innen, die hier untergebracht sind, berichten das Gleiche:

Nachts versuchen Männer in ihre Zimmer einzudringen, verprügeln sie oder verlangen Geschlechtsverkehr.
Die Klient*innen berichten, dass sie sich aufgrund dieser Vorkommnisse nicht mehr trauen, in der Unterkunft zu bleiben und deswegen teilweise die ganze Nacht durch die Stadt laufen, um dieser Angstsituation zu entgehen. Klient*innen wurden hier beleidigt, geschlagen, mit benutzten Kondomen beworfen und sexuell belästigt. Jeder Tag ist für die Betroffenen der pure Horror.

Für die Täter*innen gibt es meist keine Konsequenzen.

Aus dem AnkER Bamberg erreichen uns inzwischen täglich Hilferufe von Personen, die u.a. von anhaltenden Bedrohungen, körperlichen Übergriffen und psychischen Ausnahmesituationen berichten. Beispielsweise wurden zwei Transfrauen im Camp zusammengeschlagen. Anschließend „belagerte“ eine Gruppe von ca. 50 Geflüchteten den Bereich des Camps bis sie fluchtartig das Camp verließen und ohne Geld, Zuweisung, Ausweis oder irgendetwas anderes nach Nürnberg in die LGBTIQ* - Schutzunterkunft gebracht wurden.
 

Auch aus dem AnkER Regensburg erreichen uns jeden Tag neue Notrufe. Es gibt keine Schutzräume in den Einrichtungen selbst und die meist sehr engagierten Sozialdienste und Gewaltschutzkoordinator*innen haben keinen Handlungsspielraum. Sie versuchen verzweifelt, zumindest die schlimmsten Fälle irgendwie halbwegs in Sicherheit zu bringen.

Eine Non-binäre Person wurde im AnkER Regensburg über Wochen hinweg massiv angefeindet, der Zugang zu den Waschräumen verwehrt, sexuell belästigt und körperlich bedroht und angegriffen.

Meist sind die LGBTIQ*-Schutzunterkünfte in Nürnberg die einzige Rettung. Diese können jedoch den immensen Bedarf, der in Bayern vorhanden ist, nicht decken.

Hier muss dringend etwas getan werden!

Obgleich wir hier einige Beispiele nennen, handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern um eine Zustandsbeschreibung des Elends, mit dem wir jeden Tag konfrontiert sind.

Wie beabsichtigen Sie als Landesregierung, die Sicherheit für besonders vulnerable Geflüchtete herzustellen?

Wie beabsichtigen Sie, Ihr eigenes Gewaltschutzkonzept auch nur im Ansatz umzusetzen?


Wir fordern:

Eigene, geschützte Bereiche für queere Geflüchtete in den AnkER-Zentren! Umsetzung des Gewaltschutzkonzepts – schöne Worte alleine schützen nicht!

Schutzunterkünfte für LGBTIQ*-Geflüchtete in Städten mit aktiver LGBTIQ*-Community. Die Kommunen dürfen hierbei nicht allein gelassen werden!

Auflösung der AnkER-Zentren!


Bei Rückfragen und Presseanfragen sowie Vermittlung zu von diesen Problemen betroffenen Geflüchteten können Sie sich gerne an Tobias Wöhner (Rosa Asyl, Imedana e.V.), Woehner@imedana.de oder Michael Glas (Fliederlich e.V.) Michael.Glas@fliederlich.de  wenden.

Gezeichnet:
Imedana e.V.
Queeres Zentrum Fliederlich e.V.

Adresse

Fliederlich e. V.
Sandstraße 1
90443 Nürnberg
0911-42 34 57 0
verein@fliederlich.de
Bürozeiten
Mo: 13.00 - 16.00 Uhr
Di, Mi: 11.00 - 14.00 Uhr
Do, Fr: n. Vereinbarung
Der Verein Fliederlich wird gefördert
durch
die Stadt Nürnberg.

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